Page 44 - Weiterbildungsbroschüre 2024
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Demografischer Wandel und die Folgen


        für den Arbeitsmarkt



        Der demografische Wandel beeinflusst den Arbeitsmarkt    Quote mit 8,7% auf und ist weitaus hinter dem NRW-
        in zweifacher Hinsicht. Einerseits sinken sowohl das     Schnitt.
        Angebot als auch die Nachfrage nach Arbeitskräften.
        Andererseits steigt das Durchschnittsalter der Erwerbs-  In der Bergischen Region ist ein Rückgang der Industrie-
        tätigen. Hauptgrund für den Rückgang des Angebotspo-     Beschäftigten seit 2002 zu beobachten. In den Betrie-
        tenzials ist die Tatsache, dass die ersten Arbeitsaufnah-  ben mit 20 und mehr Beschäftigten sind per Saldo rund
        men von Studien- und Ausbildungsabsolventen die          12.500 Arbeitsplätze abgebaut worden. Dies entspricht
        altersbedingten Renteneintritte in den kommenden         einem Rückgang um 20 Prozent auf zuletzt 49.900
        Jahren nicht mehr kompensieren können. Zudem steigt      Beschäftigte. Im Vergleich dazu musste das Land
        das Durchschnittsalter der Beschäftigten. Während 2015   Nordrhein-Westfalen mit minus neun Prozent weit
        das Durchschnittsalter der Arbeitnehmer bei ca. 42,2     geringere Einbußen hinnehmen. Dabei zeigen die Städte
        Jahren lag, wird es in den kommenden Jahren konti-       Remscheid, Wuppertal und Solingen ähnliche Entwick-
        nuierlich um mehr als zwei Jahre ansteigen. Prognosen    lungen. In Wuppertal ist die Zahl der Industriebeschäf-
        besagen, dass das Durchschnittsalter der Arbeitskräfte   tigten seit 2022 um 29% gesunken, wohingegen Solin-
        im Jahr 2030 bei ca. 44,5 Jahren liegen wird.*           gen 14 % der Industriearbeitsplätze verloren hat. Obwohl
                                                                 Remscheid in der Vergangenheit einen außergewöhnlich
        Laut der Bundesagentur für Arbeit scheiden in der        hohen Anteil an Industriearbeitsplätzen ausgewiesen
        Arbeitsmarktregion Bergisches Land rund 120.000          hat, ist eine Abnahme von 17% der Industriearbeitsplät-
        ArbeitnehmerInnen von über 630.000 Beschäftigten in      ze nachgewiesen. ****
        den nächsten 10 Jahren aus dem aktiven Erwerbsleben
        aus - dies sind knapp 20 % aller derzeit Beschäftigten.   Fachkräfte brauchen Perspektiven
        Innerhalb NRW ist dieser Wert vergleichsweise über-      Wenn es uns nicht gelingt, den jungen Menschen
        durchschnittlich hoch. Daher ist es für die Unternehmen   Perspektiven zu geben, dann wandern sie und wenden
        umso wichtiger, weitere Ressourcen zu erschließen –      sich von unserer Region ab. In der Gruppe der 18- bis
        entweder durch Rekrutierung oder in bereits vorhande-    unter 25-Jährigen (Bildungswanderung) und der 25- bis
        nes Personal zu investieren. In den Industrieunterneh-   unter 30-Jährigen (Arbeitsmarkteinstieg) wandern jedes
        men aus Remscheid, aber auch in anderen Bereichen,       Jahr bis zu 17 Personen je 100 Einwohnerinnen und
        arbeiten derzeit um die 9.500 ArbeitnehmerInnen (Stand   Einwohner über die Gemeindegrenzen.
        07/24) ohne jegliche Berufsausbildung.**
        Viele dieser Beschäftigten sind in den Betrieben aner-   Damit das Bergische Land und NRW attraktiver werden,
        kannte und zuverlässige Arbeitskräfte. Dennoch droht     braucht es eine erfolgreiche Standortpolitik: Bereitstel-
        ihnen der Verlust ihrer Beschäftigung, da sie im Wandel   lung einer funktionierenden Infrastruktur, Förderung von
        der Zeit und der Technik den Anschluss verlieren. Um     Unternehmensgründungen, ansprechende Steuersätze,
        diesem Wandel entgegenzuwirken, ist es ratsam, dass      hohes Bildungsniveau, Senkung der Arbeitslosenquote,
        Unternehmen die Initiative der Weiterqualifizierung ihrer   Förderung des Wirtschaftswachstums, Steigerung der
        Mitarbeiter ergreifen.***                                Innovationskraft und der Produktivität. Zudem ist die
                                                                 Stärkung der dualen Aus- und Weiterbildung ein ent-
        Arbeitsmarkt in Remscheid und im Bergischen Land         scheidender Faktor, der aktuell auf niedrigem Niveau
        Bundesweit liegt die Arbeitslosenquote bei 5,8%. NRW     stagniert. Innovationen werden von Menschen in
        liegt dabei mit 7,4% deutlich hinter dem Bundesdurch-    Unternehmen hervorgebracht, wenn sie dafür gefördert
        schnitt. Das Bergische Land weist sogar eine höhere      und gebildet werden.


        *       https://www.wifor.com/uploads/2020/05/Ostwald-et-al.-2016-Demografischer-Wandel-In-Deutschland-werden-Arbei.pdf
        **       https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Navigation/Statistiken/Interaktive-Statistiken/Eckwerte-Arbeitsmarkt/Dashboard-Eckwerte-Arbeitsmarkt-
                   Nav.html?Fachstatistik%3Dbst%26Thema%3DSoziodemografie%26DR_Gebietsstruktur%3Dkr%26Gebiete_Region%3DKreis%26DR_Region%
                   3D05120000%26DR_Region_kr%3D05120000%26mapHadSelection%3Dtrue
        ***      https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/bergisch-gladbach/unternehmen/weiterbildungihrerbeschfaeftigten
        ****    https://www.ihk.de/bergische/standortpolitik/zahlen-und-fakten/wirtschaftliche-lage-und-entwicklungen/industriebetriebe-1414262
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