Page 39 - Weiterbildungsbroschüre 2024
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Aus- und Weiterbildungsmarkt
bleiben. Insbesondere digitale Kompetenzen werden Für den Ausbildungsmarkt wird das Matching zuneh-
immer wichtiger. Wenn Arbeitnehmer Zugang zu Fortbil- mend zum Problem; die Herausforderung ist, Ausbil-
dungsmaßnahmen im digitalen Bereich haben, können dungsplatzangebot und –nachfrage zusammenzuführen.
sie besser auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes Dieses Passungsproblem äußert sich in einem steigen-
reagieren. den Anteil an Jugendlichen, die keinen Ausbildungsplatz
finden, auf der einen Seite und einem wachsenden
Die Politik reagiert auf diese Herausforderung mit Anteil an unbesetzten Ausbildungsstellen auf der
verschiedenen Maßnahmen wie der Intensivierung der anderen Seite. Der Anteil der unbesetzten Ausbildungs-
Aus- und Weiterbildung, mehr Beschäftigung von Frauen plätze steigt immer mehr an. Bundesweit blieben 2023
und Älteren, die Integration von Arbeitslosen, innovative rund 73.400 Ausbildungsstellen unbesetzt – also rund
und flexible Arbeitszeitmodelle sowie Produktivitätsstei- 13,5 Prozent des gesamten betrieblichen Angebots. Ob
gerungen und Automatisierung. Ein wichtiger Pfeiler ist eine Suche erfolgreich verläuft oder ein offener Ausbil-
auch die Zuwanderung von Fachkräften aus dem dungsplatz besetzt werden kann, hängt laut Berufsbil-
Ausland. Mit der Weiterentwicklung des Fachkräfteein- dungsbericht des Bundesinstituts für Berufsbildung**
wanderungsgesetzes – erste Änderungen traten am auch mit der Region und der Branche zusammen, in der
18. November 2023 in Kraft, weitere folgen bis Juni der Ausbildungsplatz angeboten wird. So seien Stellen
2024 – möchte die Bundesregierung den Zuzug aus in der Kfz-Technik, in der Softwareentwicklung, der
Nicht-EU-Staaten vereinfachen. Mediengestaltung, der Raumausstattung, der Tierpflege
und im Büromanagement besonders beliebt und stark
Duale Ausbildung branchenübergreifend gesucht – nachgefragt. Andere Branchen hingegen finden kaum
Nachwuchsfachkräfte fehlen interessierte Bewerber. Dies betrifft vor allem Berufe im
Lebensmittelbereich, Hotel- und Gaststättenberufe,
Für viele Ausbildungsbetriebe wird es zunehmend Bauberufe und baunahe Berufe sowie Metallberufe.***
schwieriger, Auszubildende zu gewinnen. Zum einen
schließen derzeit geburtenschwächere Jahrgänge die Am häufigsten fehlen laut DIHK-Fachkräfte-Report auf
Schule ab. Zum anderen entscheiden sich viele Schulab- dem Arbeitsmarkt Fachkräfte mit einer dualen Berufs-
gängerinnen und Schulabgänger eher für ein Studium ausbildung: 55 Prozent der Unternehmen, die vergeblich
als für eine Ausbildung. Andere Schülerinnen und nach Beschäftigten suchen, würden diese gerne
Schüler durchlaufen das Schulsystem bis zum 18. einstellen. Überdurchschnittlich häufig suchen Industrie-
Lebensjahr, obwohl sie schon eher eine Ausbildung unternehmen unter anderem der Werkzeugmaschinen-
beginnen könnten oder erfüllen nicht das von den bau (78 %), das Ausbaugewerbe (65%), Hersteller von
Unternehmen gefragte Anforderungsniveau. Um die Metallerzeugnissen (64%) sowie der hochwertige
Attraktivität der dualen Ausbildung als Karriereweg zu Maschinenbau (63%) und damit technikorientierte
vermitteln und langfristig Fachkräfte zu sichern, hat die Branchen erfolglos nach dual ausgebildetem Personal.
Bundesregierung die Ausbildungsgarantie eingeführt, Aber auch Beschäftigte mit einem Weiterbildungsab-
die seit dem 1. April 2024 gilt. Ziel ist, allen Jugendlichen schluss wie dem Meister oder Fachwirt suchen 40% der
den Zugang zu einer vollqualifizierten, möglichst von Stellenbesetzungsproblemen betroffenen Unterneh-
betrieblichen Berufsausbildung zu ermöglichen. Wer men vergeblich.
jedoch trotz umfassender Bemühungen keinen betriebli-
chen Ausbildungsplatz findet, hat ab 1. August 2024 Folgen: Aufwand für Rekrutierung und Mehrarbeit für
Anspruch auf eine außerbetriebliche Ausbildung, die Angestellte
unter anderem im BZI angeboten wird. Um dem Fach-
kräftemangel entgegenzuwirken und die Ausbildungs- 82 Prozent der Unternehmen erwarten laut einer
systeme an die Anforderungen des Arbeitsmarktes Umfrage des DIHK negative Folgen des Fachkräfte- und
anzupassen, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Arbeitskräftemangels. Diese kämen zu ohnehin aktuell
Wirtschaft, Bildungseinrichtungen, Politik und Schule erheblichen Herausforderungen und Unsicherheiten
entscheidend. hinzu, wie etwa hohe Energiekosten. Konkrete Folgen
** https://www.bmbf.de/bmbf/de/bildung/berufliche-bildung/strategie-und-zusammenarbeit/der-berufsbildungsbericht/der-
berufsbildungsbericht_node.html)
*** https://www.iab-forum.de/wie-hoch-ist-der-anteil-der-unbesetzten-ausbildungsstellen-wirklich-warum-unterschiedliche-zahlen-ausgewiesen-
werden/#:~:text=Nach%20Zahlen%20des%20IAB%2DBetriebspanels,die%20in%20den%20Berufsbildungsbericht%20eingehen
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